ÜWG traf sich am 23. Juni in Lünen
Jedes vierte Bestandsgebäude in Deutschland wird mit Öl beheizt. Nach der aktuellen Schornsteinfeger-Erhebung gibt es rund 5,2 Millionen Ölheizungen. Allerdings sind davon über drei Millionen älter 20 Jahre und rund zwei Drittel der Heizöllagerbehälter haben schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel. Hier steht ein immenser Sanierungsbedarf an.
Gleichzeitig suchen vor dem Hintergrund einer unsicheren Gasversorgung aus Russland immer mehr Endkunden nach Sicherheit. Genau die finden sie in ihrer Energiereserve im eigenen Tank. Denn selbst wenn die russischen Energielieferungen morgen ausfallen würden, wäre die Versorgung mit Öl aufgrund der vielfältigen Bezugsquellen deutlich sicherer als die mit Erdgas.
War noch vor wenigen Monaten der Wechsel von der Öl- zur Gasheizung das Mittel der Wahl, so hat dieser Trend deutlich nachgelassen. Auch Industrieunternehmen und Gewerbetreibende aktivieren wieder ihre Ölanlagen, um im kommenden Winter auf der sicheren Seite zu sein.
Die über 5.000 Mitglieder Fachbetriebe nach § 62 AwSV für Heizölverbraucheranlagen, die der Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK-Handwerke – kurz: ÜWG angehören, sind deshalb gefragte Ansprechpartner und übernehmen eine wichtige Funktion, wenn es um die Sicherheit dieser Anlagen geht, um umweltgerechte Heizölbevorratung und um eine fachlich fundierte Beratung der Endverbraucher.
Naturgemäß gibt es in den Regionen mit den meisten Ölanlagen auch die meisten ÜWG-Fachbetriebe. Allein in den Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg konzentrieren sich über 50 Prozent der ÜWG-Mitglieder.
Für den ÜWG-Vorsitzenden Andreas Kröckel hängt vieles von den energiepolitischen Entscheidungen der kommenden Monate ab. Beispielsweise: „Was bedeutet es konkret, wenn nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz neue und modernisierte Heizanlagen ab 2024 zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen sollen? Wird dadurch die Nachfrage nach CO2-neutralen Fuels zunehmen, weil sie als Erfüllungsoption anerkannt werden? Gibt es künftig wieder mehr Endverbraucher, die sich für eine Hybridanlage entscheiden, bei der Wärmepumpe und Ölheizung ein effizientes und klimaschonendes Gesamtsystem ergeben? Oder versucht die Politik mit Gewalt alle anderen Energieträger zugunsten der Strom-Wärmepumpe aus dem Markt zu drängen? Was bedeutet das für die Modernisierung? Werden die Ölheizungsbetreiber dann ihre Anlagen solange wie möglich weiter nutzen und bekommen wir durch eine solche Regelung einen Modernisierungstau?“
Optimistisch stimmt ihn, dass sowohl Öl-Kessel als auch Tankanlagen zunehmend „Green Fuels Ready“ sind. „Wird die Wärmewende also ernsthaft technologieoffen gestaltet, dann können auch Verbraucheranlagen für flüssige Brennstoffe ihren Teil zum Klimaschutz beitragen“, ist Kröckel überzeugt.
Die ÜWG-Fachbetriebe haben mit ihrer Organisation einen verlässlichen und sowohl fachlich wie wirtschaftlich solide aufgestellten Partner an ihrer Seite, wie Geschäftsführer Matthias Anton in seinem Jahresbericht dokumentierte.
Seit 21 Jahren lenkt er die Geschicke der ÜWG und konnte auch in diesem Jahr – während überall die Preise steigen – den Mitgliedern verkünden, dass ihre Beiträge für die ÜWG unverändert bleiben. „Unsere Einnahmen verwenden wir unmittelbar im Interesse unserer Mitglieder und wirtschaften so, dass wir trotz eines vielfältigen und stets an die Anforderungen angepassten, fachlich hochwertigen Leistungsangebotes einen ausgeglichenen Haushalt darstellen können“, so sein Fazit.
Ende November dieses Jahres geht Matthias Anton in den Ruhestand. Als anerkannter Sachverständiger wird er der ÜWG aber dennoch erhalten bleiben und will auch nicht „einfach verschwinden“, sondern seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Es hat mir immer viel Freude gemacht, und ich werde mich der ÜWG stets verbunden fühlen“, sagte Anton mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Andreas Kröckel dankte ihm auch im Namen der Mitglieder für seine engagierte und fachlich souveräne Arbeit, mit der er die ÜWG immer erfolgreich weiterentwickelt hat.
Ab 1. Dezember übernimmt Timo Kuss den Staffelstab als Geschäftsführer der ÜWG. In Lünen stellte er sich erstmals den Mitgliedern vor: Nach seiner Tätigkeit als TÜV Sachverständiger u. a. für den Gewässerschutz arbeitete er 15 Jahre in einem sehr großen produzierenden Unternehmen, angegliedert an der chemischen Industrie, als technischer Leiter. Hier war er u. a. verantwortlich für technische Anlagen wie Lager-, Abfüll- und Versorgungsanlagen sowie für die Fachbetriebe, die daran arbeiteten. Gute fachliche Voraussetzungen bringt er also mit.
Interessante Fachthemen rundeten das Programm der Mitgliederversammlung ab. Lambert Lucks beschrieb, was an der TRwS 791 neu ist und ging dabei insbesondere auf den Begriff der „wesentlichen Änderung“ ein, der in der Neufassung des Regelwerkes nun anhand von Beispiellisten eindeutig geklärt ist.
Rechtsanwalt Dr. Jörg Zeller beschäftigte sich mit einem neuen „Fallstrick“ im Baurecht: dem Verbraucherbauvertrag. Gilt ein solcher, was durch aktuelle Landgerichtsentscheidungen häufiger vorkommen kann, als man denkt, dann müssen die Unternehmen besondere Verbraucherrechte beachten, wie etwa ein Widerrufsrecht.